Warum Transsexuell etwas anderes ist als Transgender

Egal wo man hin schaut, häufig liest man, Transsexuelle sind Transgender. Als Begründung kommen meist weniger überzeugende Argumente. Zum Beispiel "das biologische Geschlecht lässt sich nicht wechseln nur das soziale", oder "das steht so im Wikipedia".

Der besseren Lesbarkeit habe ich im Folgendem überwiegend für ein Geschlecht geschrieben. Ich denke ihr Herren überlast den Damen doch gerne den Vortritt oder?

Biologisch geborene Männer, die vorhaben das Leben einer Frau zu leben nennt man Transgender oder Transvestiten. Transvestiten, wenn sie temporär als Frau leben oder Transgender wenn sie dauerhaft als Frau leben. Diese männliche geborenen denken nicht im Traum daran sich genital dem anderem Geschlecht angleichen zu lassen. Manche mögen vielleicht eine Bartepilation oder HET anstreben um Brüste zu bekommen und vom Gesicht her zu verweiblichen.

Transsexualität ist etwas gänzlich anderes und deshalb sind transsexuelle Menschen und Menschen mit transsexueller Vergangenheit auch keine Transgender.

Es gibt Menschen bei denen das instinktive Wissen um das eigene Geschlecht nicht mit den vorhandenen geschlechtlichen Körpermerkmalen übereinstimmt. Ab dem Zeitpunkt der Erkenntnis sind sie als transsexuell zu bezeichnen. Nach Abschluss der körperlichen Angleichung an ihr Geschlecht sehen viele dieser Menschen die Transsexualität als ein Teil ihrer Vergangenheit. Sie leben stealth, bezeichnen sich als Frau oder Mann, vielleicht noch mit transsexuellem Hintergrund oder Vergangenheit.

Dies ist die Realität dieser Menschen mit transsexuellem Hintergrund und es ist diesen Männern und Frauen völlig egal was im Wikipedia steht oder was irgendwelche Gender/Queer-Aktivisten behaupten.

Dann noch einige Sätze zum Thema Frau oder nicht Frau. Wir haben da diesen Slogan "schon immer Frau, schon immer Mann". Ja natürlich haben wir das instinktive Wissen über unser biologisches Geschlecht. Insofern sind wir schon immer Frau oder Mann aber . . .
Das Geschlecht besteht nun mal aus mehr als nur dem im neuronalen Netz verankertem Instinkt über das eigene Geschlecht. Zusätzlich sind da auch noch einige andere körperliche Merkmale entscheidend. So mancher meint ja das eine sexy Figur und ein hübsches Gesicht diese Merkmale sind aber schauen wir doch mal reale Frauen an. Wenn es danach geht müsste so mancher Frau das Frau sein abgesprochen werden.

Was sind also wirklich die entscheidenden Körpermerkmale?

Brüste? Viele Frauen haben so gut wie keine Brüste.

Gonaden? Sehen tut man davon nichts und außer für die Fortpflanzung und Hormonproduktion sind sie auch nicht wirklich wesentlich. So manche Männer sind zeugungsunfähig, manche Frauen nicht gebärfähig.

Chromosomen? Viele Menschen wissen überhaupt nicht ob sie XX oder XY haben. Außerdem spielt der Unterschied ohnehin keine Rolle da die zusätzlich auf dem Y enthaltenen Gene lediglich für die Spermaproduktion zuständig sind  und die doppelt vorhanden X dauerhaft inaktiv sind.

Hormone? Ja, sie sorgen für das weibliche oder männliche Erscheinungsbild. Ob sie aber künstlich zugeführt werden oder natürlich entstehen, spielt dabei keine Rolle. Auch Frauen nach einer Ovarektomie haben keine eigene Hormonproduktion.

Genitalien? Hier kann man anfügen das die keiner sieht aber stimmt das wirklich? Wir selbst sehen sie, fühlen und benutzen sie. Die Genitalien sind in der Tat der einzige eindeutige Beweis ob jemand Mann oder Frau ist.

Und da haben wir dann den Knackpunkt. Es gibt Frauen ohne Gonaden, ohne eigene Hormonproduktion, welche die nicht gebären können und welche ohne Brüste, es gibt Frauen mit tiefer Stimme oder Bartwuchs, es gibt Frauen mit Glatze, breiten Schultern, auch gibt es große Frauen aber es gibt keine Frauen mit Penis.

Ja, aber das Geschlecht sitzt doch im Gehirn!

Stimmt, im Gehirn sitzt die innewohnende Weiblichkeit respektive Männlichkeit, Das Verlangen nach der gelebten sozialen Rolle. Nur selten besteht hier eine exakte Übereinstimmung mit der sozialen Rolle die von der Gesellschaft dem eigenem Geschlechtern als zugehörig zugeordnet wurde. Wenn wir jetzt von dem Kontinuum des Geschlechtes lesen, dass es alle möglichen Zwischenstufen zwischen Mann und Frau gibt, was ist denn damit gemeint? Dabei geht es um die soziale Rolle, um den Anteil Weiblichkeit und Männlichkeit. Um das Konstrukt der sozialen Normung der Geschlechterrollen.

Geschlecht hat aber noch ein andere Dimension die gerne übergangen wird. Auch dies sitzt im Gehirn, besser im neuronalem Netz des Menschen. Der Mensch besitzt auch ein instinktives Wissen darüber, wie sein Geschlechtskörper beschaffen sein muss. Wir wissen das die Natur etwas launisch ist und nicht immer alles so wird wie es "sein soll". Manchmal kommt es dazu dass das instinktive Wissen über das eigene Geschlecht, verankert im neuronalen Netz des Menschen, nicht mit den übrigen geschlechtsbestimmenden Körpermerkmalen übereinstimmt.

Wie wir sehen können gibt es also zweierlei Aspekte der fehlenden geschlechtlichen Übereinstimmung. Zum einen die unpassende soziale Rolle die Männern und Frauen zugeordnet ist (Transgender). Zum andere die fehlende Übereinstimmung des neuronal verankertem instinktivem Wissens über das eigene Geschlecht und den geschlechtlichen  Körpermerkmalen (Transsexuell).

Wann ist ein transsexueller Mensch jetzt aber wirklich Frau?

Reicht da das instinktive Wissen über das eigene Geschlecht, ist dies erst nach den angleichenden Maßnahmen erreicht oder wird dies nie der Fall sein? Bis zur Angleichung steht diese Person wohl sicher irgendwo zwischen den Geschlechtern. Ganz streng gesehen bleibt sie natürlich auch weiterhin dazwischen, bleibt also Transsexuell, da ja noch weitere Abweichungen bestehen. Betrachten wir aber noch mal die Aufzählung der geschlechtlichen Merkmale oben. Wie viele CIS-Frauen oder Männer würden dann auch zwischen den Geschlechtern stehen und müssten sich als transsexuelle Menschen sehen?

Will irgend jemand einer Frau mit Hirsutismus, einer Frau nach einer Ovarektomie, einer großen Frau, einer mit tiefer Stimme oder einer die kräftig gebaut ist und recht männlich aussieht, erzählen sie sei Transsexuell und sie stehe zwischen den Geschlechtern?

Nun, vieles von dem geschriebenen ist die Außensicht. Transsexualität ist aber eine Frage der Innensicht. Eine Frage der Abweichung des instinktiven Wissens über die körperliche Geschlechtlichkeit. Konkret geht es da um das Genital. Es geht nicht um die Nasenform, die Größe oder wie hübsch das Gesicht ist und solche Dinge. Das sind Dinge die bei vielen Frauen irgendwo klemmen. Nicht umsonst floriert die Schönheitsindustrie dermaßen.

Autorin: Lotty Maria Wergin - 4.Juli 2015

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