Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden

Biologische Wirkfaktoren:

Genetisch biologische Faktoren werden von den Meisten, mit der Materie beschäftigten Personen, als Ursache der Transsexualität angesehen. Obwohl es letztlich nicht gelungen ist einen abschließenden Beweis zu finden gibt es mittlerweile derart viele Indizien dass es geradezu töricht wäre dies zu übersehen. Jedenfalls gibt es derzeit keine andere Erklärung die auch nur annähernd durch Evidenz bewiesen wäre. Bei Transsexualität muss man also von einer neurobiologischen Veranlagung ausgehen. Das Gehirn als Dirigent der Organe, erwartet seinem Geschlecht zugehörige Genitalien.

Soziale Wirkfaktoren:

Jeder von uns ist in dem Geschlechterbild gefangen. Mann gleich Penis, Frau gleich Vagina und mal ganz ehrlich, welche Kriterien sollten wir denn auch sonst bei der Geburt heran ziehen. Nun haben die verschiedenen Kulturen der Weiblichkeit und Männlichkeit bestimmte Verhaltensmuster zugeschrieben. Nicht jeder passt sich diesem jedoch widerspruchslos an. Frauen und Männer mit falschen Geschlechtsmerkmalen versuchen lange Zeit sich dem Verhaltensmuster ihres scheinbaren Geschlechts anzupassen. Aber auch Frauen und Männer mit richtigen Geschlechtsmerkmalen haben das Verlangen ihre gegen geschlechtlichen Verhaltensweisen aus zu leben. Je nach sozialer Wirklichkeit des Betroffenen kann dieses Verlangen jedoch mehr oder weniger unterdrückt sein.

Psychologische Wirkfaktoren:

Vielfach kann diese Zerrissenheit - auf der einen Seite unser wahres Geschlecht - auf der anderen Seite das aufgrund der Genitalien zugewiesene Geschlecht - zu mehr oder weniger starken Störungen und auch Leidensdruck führen. Ebenso kann der unterdrückte Wunsch, aus der dem Geschlecht zugewiesenen sozialen Rolle ausbrechen zu wollen, zu starken psychischen Belastungen führen und ebenfalls einen Leidensdruck produzieren. Je nach psychischer Beschaffenheit kann dies dann unterschiedlich stark in Erscheinung treten. Denken wir einen Moment an zwei Menschen, jeweils auf einen Rollstuhl angewiesen. Mag der eine daran verzweifeln, so kann ein Anderer voller Lebensmut und Freude sein.

Warum es so wichtig ist Transgender und Transsexus deutlich voneinander abzugrenzen?

Die meisten von uns werden schon einmal diesen Satz gehört haben "ich lebe meine Männlichkeit aus". Wir wissen, dass so gut wie jeder Mensch sowohl männliche, als auch weibliche soziale Verhaltensmuster in sich vereint. Dies sollte jedoch nicht mit Geschlecht verwechselt werden. Frauen haben kein Problem ihre Männlichkeit auszuleben, wobei sie dabei jedoch nur in den seltensten Fällen ihr Frau sein in Frage stellen. Männer hingegen sind in ihrer zugewiesenen Rolle geradezu gefangen. Als Mann lässt man seine Weiblichkeit in der Regel nicht nach außen. Auf Dauer kann diese Unterdrückung jedoch zu erheblichen psychischen Problemen führen.

Transsexualität hat eine körperliche Ursachen, Betroffenen leiden unter ihrem falsch ausgebildeten körperlichen Geschlechtsmerkmalen. Natürlich ist der Wechsel der sozialen Rolle ebenso wichtig denn in aller Regel möchte man primär im richtigem Geschlecht anerkannt werden.

Transgenderismus hat die Ursache in der sozialen Rolle. Betroffene möchten in der Rolle leben die üblicherweise dem anderem Geschlecht zugehörig ist. Auch da kann es dann vorkommen das geschlechtsangleichende Maßnahmen gewünscht werden um diesen Rollenwechsel besonders perfekt zu erleben.

Wir erkennen das es im Ende sowohl bei der Transsexualität als auch bei dem Transgenderismus zu den gleichen Wünschen kommen kann. Wechsel der sozialen Rolle und geschlechtsangleichende Maßnahmen. Bei der Transsexualität aufgrund der falschen Geschlechtsmerkmale und bei Transgender aufgrund der falsch empfundenen sozialen Rolle.

Dieses Wissen um den Unterschied ist sehr wichtig. Gerade weil es über alle Maßen schwer ist heraus zu bekommen wo nun das eigentliche Problem liegt. Denn selbst eine Unzufriedenheit mit den eigenen Genitalien ist kein sicheres Indiz für Transsexualität. Diese Unzufriedenheit kann durchaus auch andere Gründe haben. Ebenso wichtig ist auch die Erkenntnis dass ein Wechsel der Geschlechterrolle oder eine Angleichung der Genitalien an das wahre Geschlecht kein Problemlöser ist.

Autorin: Lotty Maria Wergin - 26.Mai 2015

To top